Kurz sei das Kontaktformular, simple und einfach, aber der Hunger nach Informationen gewinnt am Ende immer Überhand. Name, Vorname, Telefonnummer, Ort und Altersgruppe, Quelle und ein kniffeliges Captcha sind das Hohe Lied des Erstkontakts.

Ein kleines Kontaktformular ist schnell ausgefüllt. Nicht jeder mag für eine kurze Frage zum Hörer greifen, ein Besetztzeichen riskieren und geduldig warten, bis der passende Ansprechpartner gefunden ist.

Im Geschäft und im Büro dürfen Emails in heißen Zeiten für ein paar Stunden auflaufen. Wir beantworten die Email oder rufen zurück, wenn wieder Ruhe eingekehrt ist. Einmal weniger vom Telefon aus den Abläufen herausgeholt zu werden ist ein kleiner Haupttreffer.

Also geht ein Auftrag zum Webdesigner: Er möge sich Gedanken über ein schlankes elegantes Design machen, das Kommentaren und Anfragen entgegen kommt.

Sag uns erst mal, wo du bist

Dem Vertrieb reicht der Informationsgehalt der einfache Kontaktaufnahme nicht. Sie wollen eine Telefonnummer und den Ort für ihre Interessenten-Datenbank.

Lasst uns mal 'ne Statistik machen

Das Markting braucht demografische Informationen: Mann oder Frau und Altersgruppe sind unverzichtbar bei jeder Anfrage. Außerdem ist nichts so wichtig wie die Frage, ob der Interessent über den Facebook-Account oder über Twitter kam. Eigentlich hätte man gern noch etwas über das Einkommen erfahren …

Akzeptieren kommt vor kommunizieren

Die Rechtsabteilung will sich nichts vorwerfen lassen. Die AGBs werden schnell noch um 5740 Wörter und 58 Links erweitert und müssen akzeptiert werden.

Ohne Fleiß kein Preis

Die Marketing-Abteilung hat endlich einen originellen »Call for Action«-Aufruf, der das Formular prägnant herausstellen wird:

Lassen Sie sich von unserem herausragenden Support überzeugen!
Wir kommunizieren mit unseren Kunden in einem offenen Dialog!

Bei dieser hohen Motivation der Interessenten sieht der Vertrieb ein Problem mit Spam-Emails auf sich zukommen. Ein Captcha mit einem Rätsel sorgt dafür, dass dem Verkauf die Arbeit nicht über den Kopf wächst.

Am nächsten Morgen fühlt sich die Marketingabteilung von der kommenden Flut von Anfragen überlastet. Außerdem werden Spammer den Arbeitsablauf stören. Der Vertrieb sieht die Informationen als unzureichend an. Die IT ahnt eine Gefährdung des Internetauftritts durch Header-Injections und ruft nach einem Login vor dem Kontaktformular.

Dabei hätte sich die Flut der Anfragen mit jedem neuen Eingabefeld auf die Hälfte reduziert.

Wer bist du denn überhaupt?

Stellen wir uns nur kurz vor, wir müssten ein Formular ausfüllen, bevor wir im Baumarkt neue Fliesen für die Terrasse aussuchen oder den Verkäufer nach Kleidergröße 42 fragen dürfen. Wenn uns der Ober die Speisekarte nur reicht, falls wir Telefon und Wohnort, Altersgruppe und den akademischen Titel vor der Suppe preisgeben. Wenn der Friseur die Schere nur schwingt, nachdem er vermerkt hat, wo wir wohnen.

Das Hohe Lied der DSVGO

Die Datenschutzverordnung hat dieser Inquisition am 25.5.2018 einen Riegel vorgeschoben. Gut so.